Unkenntliche Vorschaubilder


Unkenntliche Vorschaubilder

Eine schon seit den Anfangstagen enthaltene Funktion sind Benachrichtigungen per Mail, die du in deinen Einstellungen aktivieren kannst. So kannst du bspw. eine wöchentliche Zusammenfassung abonieren, in der du eine Übersicht aller Neuigkeiten in deinen Timelines per Mail bekommst.

In diesem Beitrag beschreibe ich dir meine Gedanken zu den neu eingeführten Vorschaubildern und erkläre, was es mit diesen Bildern oben auf sich hat

Bisher waren in Benachrichtigungsmails keine Vorschaubilder enthalten, denn was bringt dir ein sicherer Aufbewahrungsort für deine Fotos, wenn diese dann in einer unverschlüsselten E-Mail – und damit quasi sichtbar für jeden – verschickt werden? Richtig, das mag niemand haben, auch wenn die Bilder dort nur im Briefmarkenformat enthalten sind.

Pixel zählen

"Dann verpixelt man die Bilder einfach ein bisschen und macht sie unkenntlich" werden manche denken, aber das stimmt leider nicht.

Vielleicht hast du im vergangenen Jahr die Medienberichte über die (zugegebenermaßen) beeindruckenden Ergebnisse der Bildwiederherstellung mit Hilfe künstlicher Intelligenz gesehen. Eine Forschergruppe bei Google hat gezeigt, dass man aus verpixelten Bildern wieder Gesichter berechnen kann, die dem Original sehr nahe kommen.

Quelle: "Pixel Recursive Super Resolution", https://arxiv.org/pdf/1702.00783.pdf, arXiv:1702.00783v2 [cs.CV], 22. März 2017

Das hat mich damals in meiner Entscheidung bestärkt, keine Vorschaubilder in E-Mails einzufügen. Richtig zufrieden war ich damit jedoch nie, denn ich musste statt dessen auf ein Symbol als Platzhalter ausweichen, was mir nie gut gefallen hat.

Symbolbilder erfüllen ihren Zweck nicht

Wie kann ich diese Platzhalter durch das eigentliche Vorschaubild ersetzen, ohne zu viel vom eigentlichen Motiv, insbesondere von abgebildeten Personen, preiszugeben?

Ratespielchen

Wie in einem Artikel in der Zeit betont wird: die künstliche Intelligenz trifft lediglich eine "Vorhersage", wie das Originalbild ausgesehen haben könnte. Mit Verpixeln macht man es der KI allerdings nicht sehr schwer... Auch unser Gehirn kann solche unvollständigen Informationen meisterhaft ergänzen.

Das lässt sich ganz einfach demonstrieren, indem ich das Beispielbild von oben noch einmal stark verkleinert hier einfüge:

Wenn du im normalen Abstand vor deinem Monitor sitzt, kannst du wahrscheinlich kaum noch einen Unterschied zwischen den Bildern feststellen. Ähnlich funktioniert das auch mit der großen Version des Bildes oben; wenn du deine Augen zusammenkneifst und dich ein bisschen zurücklehnst, glaubst du im "verpixelten" Bild mehr Details zu sehen.

Dein Gehirn schlägt die KI

Mein Ziel war also, die Platzhalter in den E-Mails mit Vorschaubildern zu ersetzen, ohne sie "normal" zu verpixeln. Im Gegensatz zur künstlichen Intelligenz hast du einen großen Vorteil, denn in der Regel kennst du das Originalbild oder zumindest die dort abgebildeten Personen. Dein Gehirn hat durch diesen Wissensvorteil genügend Informationen, um auch auf einem "schlechteren" Vorschaubild etwas zu erkennen.

Eigentlich funktioniert es recht einfach: anstatt in regelmäßige Pixel unterteile ich die Vorschaubilder in zufällige Vielecke und fülle diese mit einer passenden Farbe aus. Letztendlich entsteht dadurch ein Voronoi-Diagramm (an dieser Stelle Danke an Daniel für die Hilfe bei der Realisierung).

Den Vergleich zum klassisch verpixelten Bild siehst du im Beispiel unten. Sowohl das normal verpixelte Bild als auch das Vieleck-Vorschaubild bestehen aus 100 Flächen. Sie unterscheiden sich nur dadurch, dass diese Flächen einmal gleichverteilt in einem Raster angeordnet sind und einmal zufällig berechnet wurden.

Das mittlere Bild ist "normal" verpixelt, die Version rechts mit den zufälligen Vielecken eines Voronoi-Diagramms

Beim Verkleinern siehst du bereits den Unterschied zwischen "Pixel" und "Vieleck": die gleichförmigen Pixel fügen sich fast schon wieder zu einem normalen Bild zusammen. Es verwundert mich nicht, dass man mit entsprechenden Berechnungen wieder recht nahe an das Originalbild herankommt. Die zufälligen Vielecke hingegen setzen sich lange nicht so schön wieder zu einem Ganzen zusammen, die Konturen bleiben aufgebrochen und die Formen ungleichmäßig. Da ist es an der Zeit, deinen Wissensvorteil auszuspielen: da du das Originalbild kennst, fällt es dir nicht schwer, es auch als Vieleck-Vorschaubild zu erkennen. Ziel erreicht.

Das funktioniert natürlich nicht immer, insbesondere wenn du viele Bilder in einer Fotoreihe mit ähnlichem Motiv hast, wirst du sie nicht mehr unterscheiden können. Aber besser als ein Platzhalter-Symbol ist das sicher. Außerdem sehen die wöchentlichen Zusammenfassungen und Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren mit den Vorschaubildern jetzt richtig schick aus.

Wenn du noch Fragen oder Ideen hast, schreibe mir gerne an sebastian@timeline.pics.

Sebastian

Fotos u.a. von Shuto Araki